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Um was für eine Arbeit handelt es sich, die  Sie  im  „ E- Werk ,  Galerie der Gegenwartskunst, Freiburg“  ausstellen ?

 

Bei „ if I cannot dance , I don`t want to be part of your revolution“ handelt es sich um eine Video-Installation, die im Rahmen der Ausstellung „ Songs from the end of the world“ der Regionale 21  zu sehen ist.  Dabei filmte ich die Festivitäten „Bombing - Master- Handan“ im Kanton Taitung in Taiwan während dem jährlichen  Laternenfestivals. Bei der Zeremonie geht es dann richtig zur Sache. “Master Handan,“  der auf einem Bambusthron steht wird von abertausenden Feuerwerkskörpern beschossen und das stundenlang. Ich musste mir Atemmaske und Schutzbrille besorgen. Es ist laut , heiss und ohne Schutz kaum möglich zu atmen , so sehr brennt der Qualm in Nase und Augen. Es ist wirklich gefährlich. Aber die Menschen sind wie in Trance und ballern einfach weiter.

Das Festival wurde wegen seinem Störfaktor auch schon mehrmals von der Regierung verboten, wahrscheinlich wegen der Gefahr von Bränden. Der Widerstand dagegen in der Bevölkerung wurde dann so gross, dass das Verbot wieder aufgehoben werden musste. Für die Taiwanesen ist dieses Ritual auch wichtig als Reinigung und  für den  jährlichen Neuanfang. Jeder explodierte Knallkörper symbolisiert  eine schlechte Sache, die sich wortwörtlich in Luft auflöst. 

 

Wie ist diese Arbeit entstanden ?

 

Die Arbeit ist Teil mehrerer Videoarbeiten, die  im Rahmen eines „ Artist in Research“ Aufenthalts in Taiwan und Japan entstanden sind. Es handelt sich hierbei sozusagen um ein selbstproduziertes Archiv. Ich mache selber u.a  Performances  und deshalb interessierte es mich , wie  Energien und Dynamiken  in Gruppen entstehen  und  welche Transformationsprozesse beim Besucher und Performer ausgelöst werden, kurz,  was das mit uns  macht. Es geht mir dabei sowohl um kollektive Entgrenzungen, als  auch um das  intime, innere Erlebnis. Diese Energien übersetzte  ich dann visuell in meine Arbeiten,  um dadurch  neue Erfahrungswelten für den Betrachter zu eröffnen.

 

 

Wie arbeiten Sie hier bei uns in der Region?

 

Ich finde es sehr interessant , wenn Sie das Konzept Region benennen. Das Ausstellungsformat nennt sich ja auch „ Regionale.“

 Selbstverständlich stellen wir uns als Region hier das trinationale „ Dreiländereck“ vor und das ist wahrscheinlich auch das, was Sie meinen. Regionen können aber auch etwas ganz anderes bedeuten z.B  sich auf Regionen des Körpers beziehen. Es gibt die Regionen der imaginären Vorstellungskraft. Dazu können wir dann geografische Karten anfertigen und viele machen das ja bereits schon , den sogenannten „ Mind- Maps.“ Sie sehen bereits , dass sich der Begriff Region ganz unterschiedlich auffassen lässt und sich auf den Körper, Geografie, mentale Konzepte, Architektur und vielen anderen beziehen lässt. In  geografischer Hinsicht gesehen   ist mein Atelier in Mulhouse, architektonisch eine alte Textilfabrik auf einem riesigen halbverlassenen  Gelände, der „ DMC,“ historisch  inspiriert mich das auf eine postindustrielle Art und Weise. In Basel  wohne ich  ziemlich zentral und bewege und forsche im urbanen Umfeld. Ursprünglich komme ich aus München, um wieder zu den geografischen oder urbanen Regionen zurückzukehren. Nun wissen wir das alles und doch stellt sich jetzt wahrscheinlich jeder in seinem Kopf  etwas anderes vor und schon hat jeder seine eigene imaginäre Region gegründet. Jetzt kommt dazu, dass ich  oft mit dem Fahrrad von Basel nach Mulhouse fahre. Die Bewegung , der Atem und all diese Regionen verschwimmen nun sozusagen, überschneiden sich , vernetzen sich und irgendwie kommt dann noch unser Körper ins Spiel und es kann  nicht mehr eindeutig geklärt werden , wo überhaupt unsere regionalen Grenzen liegen.

 

Während der Pandemie im März , als die Grenzübergänge von den Regierungen geschlossen wurden habe ich darüber einen Film gedreht. Ich habe  Grenzübergänge besucht,  um zu untersuchen, was dort passiert und welche Prozesse sich dort abspielen und das mit meiner inneren Gedankenwelt abgeglichen. Hier haben sich sozusagen wieder verschiedene Regionen verwoben. Dabei musste ich viel an ein philosophisches Konzept von Michel Foucault denken , das von „ Heterotopia“ erzählt. Das bedeutet vereinfacht, dass es immer Orte  gibt und geben wird, wo die normale Ordnung  ausser Kraft gesetzt ist. Es kommt  zu neuen Situationen. Oft sind  wir auf diese Situationen nicht vorbereitet. Das bedeutet in der Konsequenz ja nicht, dass Sie nicht existent sind. Es ist sozusagen wie beim Auftauchen des berühmten schwarzen Schwanes, der zwar  sehr selten ist , was aber nicht heisst, dass es Ihn nicht gibt. Was ich eigentlich sagen will ist folgendes: Ich möchte nur  eindringlich darauf hinweisen, dass wir uns  davor hüten sollten uns in  irgendwelche Sicherheiten zu wiegen. Diese Prozesse, die nach unseren Grenzen fragen sind  sehr spannend und Sie beinhalten Erlebnisse,   die sehr fordern sein können, aber auch weiterbringen. Kunst ist für mich so eine Art mentales Muskeltraining und wir brauchen diesen Muskel für eine bessere Wahrnehmung für die Welt in der wir leben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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